ANLEITUNG ZUR MEDITATION
Aus:
DAS GEHEIMNIS DER GOLDENEN BLÜTE
(Übersetzung Richard Wilhelm)
Zusammenstellung von Andreas Cotterell
DER SINN DER MEDITATION
Das himmlische Herz ist der Wurzelkeim des großen Sinns.
Wenn man ganz ruhig zu sein vermag, dann wird das himmlische Herz von selbst offenbar. Wenn das Gefühl sich regt und rechtläufig sich äußert, so entsteht der Mensch als ursprüngliches Lebewesen.
Dieses Lebewesen weilt vor der Geburt nach der Empfängnis im wahren Raum. Wenn der eine Ton der Individuation in die Geburt eintritt, ist das Wesen und das Leben in zwei geteilt. Von da ab sehen sich - wenn nicht die äußerste Ruhe erreicht wird - Wesen und Leben nicht wieder.
Wenn die Gedanken ganz ruhig sind, so daß man das himmlische Herz sieht, so erreicht von selbst der Geist den Ursprung.
Der Urgeist ist jenseits der polaren Unterschiede. Hier ist der Ort, von dem Himmel und Erde ihr Dasein ableiten.
Das Leben des Menschen ist wie das einer Eintagsfliege, nur das wahre Wesen des Urgeistes vermag dem Kreislauf von Himmel und Erde und dem Schicksal der Äonen zu entgehen.
Das wahre Wesen geht hervor aus dem Unpolaren und empfängt des Polaren Urkraft, wodurch es das wahre Wesen von Himmel und Erde in sich aufnimmt und zum bewußten Geist wird.
DAS PRINZIP DER MEDITATION
Das Ursprüngliche festzuhalten und das Eine zu wahren, das ist der Kreislauf des Lichts und die Wahrung des Zentrums.
Die Arbeit des Kreislauf des Lichts beruht ganz auf der rückläufigen Bewegung, daß man die Gedanken (die Stelle des himmlischen Bewußtseins, das himmlische Herz) sammelt.
Wenn ihr das Licht in Kreislauf bringt, kristallisiert es sich zum natürlichen Geistleib (die goldene Blume): Schweigend fliegst du des Morgens empor.
Durch Sammlung der Gedanken kann man fliegen und wird im Himmel geboren.
Der Himmel ist der Ort, wo die Leiblichkeit im Haus des Schöpfers erzeugt wird. Wenn man lange genug damit fortfährt, so entsteht ganz natürlich außer dem Leibe noch ein anderer Geistesleib.
Den bewußten Geist unterwerfen, um den Urgeist zu beschützen.
Den Entschluß muß man mit gesammelten Herzen ausführen, nicht Erfolg suchen, dann kommt der Erfolg von selbst.
ANLEITUNG ZUR MEDITATION
5 Stadien der Meditation:
- Affengeist bezwingen (Zählen)
- Vereinigung mit dem Dantien (Sammlung)
- Destillation des Qi zur Essenz
- Erweckung des Geistleibes
- Loslassen (Leere)
Mit beiden Augen auf die Nasenspitze blicken, die Lider senken, nach innen sehen, mit aufrechtem Leib ruhig sitzen und das Herz auf das Zentrum inmitten der Bedingungen heften.
Man soll die Nasenspitze ansehen, die Nase soll den Augen als Richtschnur dienen. Wenn man sich nicht nach der Nase richtet, so öffnet man entweder die Augen weit und blickt in die Ferne, wodurch man leicht zerstreut wird, oder man senkt die Lider zu sehr, so daß die Augen sich schließen, wodurch man leicht in träumerische Versunkenheit gerät. Nur wenn man die Augenlider im richtigen Mittelmaß senkt, sieht man gerade gut die Nasenspitze. Darum nimmt man sie als Richtlinie.
Es kommt darauf an, daß man das Licht von selbst einstrahlen läßt, ohne sich anzustrengen. Das Anschauen der Nasenspitze dient nur zu Beginn der Sammlung dazu, daß man sich an die Richtlinie hält, dann läßt man es sein, wie ein Maurer, der eine Richtschnur aufhängt, ohne daß er sich dann dauernd darum kümmert.
Wenn die Weltgedanken aufleuchten, so muß man untersuchen, wo dieser Gedanke sich befindet, wo er entstanden ist, wo er erlischt. Durch weiter getriebenes Nachdenken kommt man nicht zum Ende. Man muß sich darauf beschränken zu sehen, wo dieser Gedanke entstanden ist, und darf nicht über den Entstehungspunkt hinaussuchen. Denn das Herz (Bewußtsein) zu finden (mit dem Bewußtsein hinter das Bewußtsein zu kommen), das läßt sich nicht bewerkstelligen.
Zu Beginn der Arbeit muß man in einem ruhigen Zimmer sitzen, der Leib sei wie trockenes Holz, das Herz wie erkaltete Asche. Man senke die Lider der beiden Augen und schau nach innen und reinige das Herz, wasche das Denken, unterbreche die Lüste und wahre den Samen. Man halte das Augenlicht an, kristallisiere die Lautkraft des Ohres, und verringere die Geschmackskraft der Zunge, die Zunge soll sich oben an den Gaumen anlegen, man rhythmisiere den Atem der Nase und fixiere die Gedanken auf die dunkle Pforte,
Das Licht der Augen muß ganz ruhig und lange scheinen, er darf weder Schläfrigkeit noch Zerstreuung eintreten. Das Auge blickt nicht nach außen, es senkt die Lider und leuchtet nach innen.
Man schließt die Lippen und atmet innerlich. Die Nase riecht keine Düfte, das Ohr hört nicht nach außen, das ganze Herz bewacht das Innere. Die Gedanken laufen nicht nach außen.
Der Weg führt vom Kreuzbein nach oben in rückläufiger Weise bis zum Gipfel des Schöpferischen und durch das Haus des Schöpferischen hindurch; dann geht er abwärts durch die beiden Stockwerke in rechtläufiger Weise in das Sonnengeflecht und erwärmt es. Indem die wahre Kraft zurückkehrt in den leeren Ort, wird mit der Zeit Kraft und Gestalt reich und voll, Leib und Herz werden froh und heiter.
Der Körper in richtiger Haltung wird zum wunderbaren Paß. Zu Mitternacht und zu Mittag halte man den Atem an. (Nach Ein- und nach Ausatmung.) Wenn das Licht durch den Raum der Ahnen (die Körpermitte) kreist, kommen alle zehntausend Geister zur Ruhe.
Ohne die Rythmisierung des Atems kann man die tieferen Geheimnisse nicht bewirken.
Man darf das Herz nicht allzusehr in den Atem legen. Der Atem kommt vom Herzen. Was aus dem Herzen hervorkommt, ist Atem. Sowie das Herz sich regt, entsteht Atemkraft. Atemkraft ist ursprünglich Herztätigkeit.
Man richte das Herz auf das Hören des Atems. Das Aus- und Eingehen des Atems darf man nicht mit dem Ohr hören können. Was man hört, ist eben, daß es keinen Ton gibt. Sowie es einen Ton gibt, ist der Atem grob und oberflächlich und dringt nicht ins Freie. Dann muß man das Herz ganz leicht und geringer machen. Je mehr man es losläßt, desto geringer wird es, je geringer, desto ruhiger. Auf einmal wird es so leise, daß es aufhört. Dann tritt der Atem in Erscheinung und die Gestalt des Herzens läßt sich bewußt machen.
Um das Herz zu fixieren, geht man zuerst daran, die Atemkraft zu pflegen. Auf das Herz kann man nicht direkt wirken. Darum hält man sich an die Atemkraft als Handhabe.
Das Herz läuft leicht weg, so muß man es durch Atemkraft sammeln.
Die Atemkraft wird leicht grob, darum muß man sie mit dem Herzen verfeinern.
Die Zustände des Herzens zur Ruhe bringen, das ist die richtige Kontemplation.
Nach einer gesammelten Arbeit von hundert Tagen wird das Licht echt, dann wird es zum Geistfeuer
Nach einer konsequenten Arbeit von hundert Tagen erst ist das Licht echt; dann erst kann man an die Arbeit mit dem Geistesfeuer gehen.
Wenn ihr einen Tag nicht der Meditation pflegt, so strömt dieses Licht aus, wer weiß wohin. Wenn ihr auch nur eine Viertelstunde der Meditation pflegt, so könnt ihr dadurch die zehntausend Äonen und tausend Geburten erledigen. Alle Methoden münden in der Ruhe.
Das Ziel muß sein, des Himmels Weite und des Meeres Tiefe zu erreichen.
Innerhalb unseres sechs Fuß hohen Leibes müssen wir streben nach der Gestalt, die vor Grundlegung von Himmel und Erde ist.
FEHLER UND HINDERNISSE BEI DER MEDITATION
Kümmert ihr euch nicht darum, ob ihr das Licht habt, oder ob nicht. Wichtig ist nur, daß ohne Vorstellung zu sein, die Vorstellung entstehen läßt.
Wenn der Lernende die Lider senkt, aber die Kraft des Herzens nicht zur Beschauung des Raums der Kraft bringt, so ist die Ursache höchstwahrscheinlich die, daß der Atem zu laut und hastig ist, weil Leib und Herz sich immer noch damit beschäftigen, die auftreibende Kraft und den hitzigen Atem mit Gewalt zu unterdrücken.
Die beiden Fehler der Trägheit und Zerstreuung muß man durch ruhige Arbeit, die täglich ohne Unterbechung fortgeführt wird, bekämpfen. Wenn man nicht bei der Meditation sitzt, so wird man oft zerstreut sein, ohne daß man es merkt. Der Zerstreutheit bewußt zu werden, das ist der Mechanismus, der zur Beseitigung der Zerstreutheit führt.
Zerstreuung beruht darauf, daß der Geist umherschweift,
Trägheit beruht darauf, daß der Geist noch nicht rein ist.
Wenn man bei der Meditation schläfrig wird, das ist eine Wirkung der Trägheit. Zur Beseitigung der Trägheit dient allein der Atem. Obwohl der durch Nase und Mund ein- und ausströmende Atem nicht der wahre Atem ist, so erfolgt das Aus- und Einströmen des wahren Atems doch in Verbindung damit. Beim Sitzen muß man daher stets das Herz ruhig halten und die Kraft gesammelt. Wie kann man das Herz ruhig bekommen? Durch den Atem. Des Atems Aus- und Einströmen darf sich nur das Herz bewußt werden, man darf es nicht mit den Ohren hören. Wenn man es nicht hört, so ist der Atem fein, ist er fein, so ist er rein. Wenn man es hört, so ist die Atemkraft grob, ist sie grob, ist sie trüb, ist sie trüb, so entsteht Trägheit und Versunkenheit und man bekommt Neigung zum Schlafen. Das versteht sich ganz von selbst.
Wenn man infolge von Trägheit schläfrig wird, so stehe man auf und gehe umher. Wenn der Geist klar geworden ist, dann setze man sich wieder.
Wenn man sich anschickt, zu meditieren, so muß man vorher dafür sorgen, daß alles in bequem gelassener Haltung vor sich gehen kann. Man soll das Herz nicht zu sehr beanspruchen. Man muß dafür sorgen, daß ganz automatisch die Kraft und das Herz einander entsprechen.
Man darf sich nicht niedersetzen inmitten nichtiger Geschäfte, man soll nichts Leeres im Sinn haben. Alle Verwicklungen soll man beiseite legen, ganz souverän und selbständig sein. Auch darf man nicht die Gedanken auf die richtige Ausführung richten. Wenn man sich zuviel Mühe gibt, dann tritt diese Gefahr ein. Ich sage nicht, daß man sich keine Mühe geben soll, aber das richtige Verhalten ist in der Mitte zwischen Sein und Nichtsein; wenn man absichtlich die Absichtslosigkeit erlangt, dann hat man es erfaßt. Souverän und ohne Trübung lasse man sich gehen in selbständiger Weise.
Man darf nicht in die bestrickende Welt der fünf Dämonen fallen, und sich nicht verleiten lassen von den zehntausend Verstrickungen. Dies geschieht, wenn allerlei Bindungen plötzlich auftreten, nachdem man den Ruhezustand begonnen hat. Man will sie durchbrechen und kann nicht, man folgt ihnen und fühlt sich wie erleichtert. Das heißt: Der Herr wird zum Knecht. Wenn man lange dabei verweilt gerät man in die Welt des Begehrens des Wahns.
Man soll in den Raum der Kraft und nicht in die Höhle der Phantasie kommen, wo Lichtflammen und bunte Farben erscheinen, oder man Bodhisattvas sich nahen sieht.
Wenn man es nicht fertig bringt, daß Kraft und Atem sich vereinigen, wenn das Wasser der Nieren nicht nach oben kann, sondern nach unten drängt, die Urkraft kalt und der Atem schwer wird, dann sind die milden Lichtkräfte der großen Erde zu wenig und man gerät in die leere Phantasiewelt. Oder wenn beim langen Sitzen die Vorstellungen in Scharen sich erheben, man will sie hemmen, es geht nicht; man lässt sich von ihnen treiben und fühlt sich leichter: Dann darf man unter keinen Umständen mit der Meditation fortfahren, sondern muß aufstehen und eine Weile umhergehen, bis Kraft und Herz wieder im Einklang sind; dann erst mag man sich wieder zur Meditation hinsetzen.
DIE RICHTIGE MEDITATION
Beim Meditieren muß man eine Art von bewußter Intuition haben, daß man im Feld des Elixiers Kraft und Atem sich vereinigen fühlt.
Wenn während der Ruhe ununterbrochen dauernd der Geist die Empfindung einer großen Heiterkeit hat, als wäre er trunken oder neu gebadet, das ist ein Zeichen, das das lichte Prinzip im ganzen Leib harmonisch ist; da beginnt die Goldblume zu knospen.
Wenn dann weiterhin alle Öffnungen stille sind und der silberne Mond inmitten des Himmels steht und man das Gefühl hat, daß diese große Erde eine Welt des Lichts und der Helligkeit ist, so ist das ein Zeichen, daß der Leib des Herzens sich zur Klarheit öffnet. Das ist das Zeichen, daß die Goldblume aufgeht.
Man hört da Menschen reden wie etwa in der Entfernung von einigen hundert Schritten, jeden einzelnen ganz klar. Aber die Laute klingen alle wie ein Echo in einem Tal. Man hört sie immer, sich selbst hört man nie. Dies nennt man die Anwesenheit der Götter im Tal.
MEDITATION UND ALLTAG
Bisher haben wir von außen her auf das Innere gewirkt, nun verweilen wir im Zentrum und beherrschen das Äußere. Bisher war es ein Dienst zur Hilfe des Herrn, jetzt ist es eine Verbreitung der Befehle dieses Herrn.
Wenn die Triebe sich regen, im Moment der Auslösung es nicht nach außen fließen lassen, sondern durch die Kraft des Gedankens zurückleiten, daß es nach oben dringt in den Tiegel des Schöpferischen und Herz und Leib erfrischt.
Wenn es allmählich gelingt, den Kreislauf des Lichts in Gang zu bringen, so darf man dabei seinen gewöhnlichen Beruf nicht aufgeben.
Die Alten sprachen: Wenn die Geschäfte auf uns zukommen, so muß man sie annehmen, wenn die Dinge auf uns zukommen, muß man sie bis auf den Grund erkennen. Wenn man durch rechte Gedanken die Geschäfte in Ordnung bringt, so wird das Licht nicht von den Außendingen umgetrieben, sondern das Licht rotiert nach eigenem Gesetz.
Wenn man im gewöhnlichen Leben fortwährend imstande ist den Dingen gegenüber nur in Reflexen zu reagieren ohne jede Einmischung eines Gedankens an den andern und mich, so ist das ein aus den Umständen sich ergebender Kreislauf des Lichts.
Wenn man seinen Wandel pflegt in Vermischung mit der Welt und doch im Einklang mit dem Licht, dann ist das Runde rund und das Eckige eckig; dann lebt man unter den Menschen geheimnisvoll offenbar, anders und doch gleich und keiner kann es ermessen.
Wenn man frühmorgens alle Verwicklungen von sich abtun kann und eine bis zwei Doppelstunden meditieren und sich dann bei allen Beschäftigungen und gegenüber von allen Außendingen auf eine rein objektive Refleymethode einstellen kann, wenn man das ohne jede Unterbrechung fortsetzt, so kommen nach zwei bis drei Monaten vom Himmel her alle Vollendeten und besiegeln ein solches Verhalten.
HANDELN UND NICHTHANDELN
Das Geheimnis des Lebenszaubers besteht darin, daß man das Handeln benützt, um zum Nichthandeln zu kommen. Man darf nicht alles überspringen und direkt eindringen wollen. Der überlieferte Grundsatz ist, die Arbeit am Wesen in die Hand zu nehmen.
Inmitten des Seins ist etwas Nichtseiendes, inmitten des Nichtseins ein Seiendes.
Wenn das himmlische Herz noch Ruhe wahrt, so ist Bewegung vor der rechten Zeit ein Fehler der Weichheit.
Wenn das himmlische Herz sich schon bewegt hat, so ist Bewegung, die hinterher erfolgt, um ihm zu entsprechen, ein Fehler der Starrheit.
Sowie das himmlische Herz sich regt, muß man sofort mit ganzem Gemüt nach oben steigen in das Haus des Schöpferischen, so sieht das Geisteslicht die Spitze; das ist der Führer. Diese Bewegung entspricht der Zeit.
Wenn man von den Außendingen gereizt sich bewegt, das ist der Trieb des Wesens. Wenn man nicht von den Außendingen gereizt sich bewegt, das ist die Bewegung des Himmels.
Wenn keine Vorstellung sich erhebt, so entstehen die richtigen Vorstellungen. Das ist die wahre Idee. Wenn in der Ruhe, wenn man ganz fest ist, die Auslösung des Himmels sich plötzlich bewegt, ist das nicht eine Bewegung ohne Absicht? Das Handeln im Nichthandeln hat eben diese Bedeutung.
In dem Ausdruck „Leere bewirken“ liegt die ganze Arbeit, um Wesen und Leben zu vollenden, beschlossen.
Das Elixier heißt: immer im Absichtslosen verweilen.
Das tiefste Geheimnis ist auf die Arbeit beschränkt, das Herz leer zu machen.
Im Nichthandeln das Handeln. Das Nichthandeln verhindert, daß man in Form und Bild verwickelt wird. Das Handeln im Nichthandeln verhindert, daß man ins starre Leere und tote Nichts versinkt.
WEITERE SPRÜCHE:
Wer im allgemeinen Gutes getan hat, dessen Geisteskraft ist, wenn es zum Tode kommt, rein und klar. Er fährt zu den oberen Öffnungen Mund und Nase aus. Die reine und leichte Luftkraft steigt nach oben und schwebt zum Himmel empor, und er wird zum fünffach gegenwärtigen Schattengenius oder Schattengeist.
Wenn aber der Urgeist vom bewußten Geist während des Lebens benützt wurde zur Habsucht, Verrücktheit, Begierde und Lust und alle möglichen Sünden getan hat, dann ist im Augenblick des Todes die Geisteskraft trün und wirr, und der bewußte Geist fährt durch die untere Öffnung zur Tür des Bauchs mit der Luft zusammen hinaus. Denn wenn die Geisteskraft trüb und unrein ist, so kristallisiert sie sich nach unten, sie sinkt zur Hölle herab und wird ein Dämon.
Die dreifache buddhistische Kontemplation über Leere, Wahn und Zentrum.
Als erstes kommt die Leere. man schaut alle Dinge als leer an. Dann folgt der Wahn. Obwohl man weiß, daß sie leer sind, zerstört man die Dinge nicht, sondern macht inmitten der Dinge seine Geschäfte fort. Aber indem man die Dinge nicht zerstört, achtet man doch nicht auf die Dinge: Das ist die Kontemplation des Zentrums.
Man kann durch Laufen das Herz in Bewegung bringen. Sollte man es nicht durch gesammelte Ruhe zur Stille bringen können?
Die Henne kann ihre Eier ausbrüten, weil ihr Herz immer hört:
Wenn das Herz eindringt, dringt die Kraft ein, und das Junge erlangt die Kraft der Wärme und wird lebendig. Darum hat die Henne, auch wenn sie manchmal ihre Eier verläßt, doch immer die Gebärde, mit geneigtem Ohr zu hören: Die Konzentration des geister erfährt so keine unterbrechung. Weil die Konzentration des Geistes keine unterbrechung erfährt, so erleidet die Kraft der Wärme auch Tag und Nacht keine Unterbrechung, und der Geist erwacht zum Leben.
Der Buddha sprach: Wenn du dein Herz auf einen Punkt festlegst, dann ist dir kein Ding unmöglich.
Sobald der Atem unter Kontrolle ist, unterliegen Samen und Geist nicht dem unaufhörlichen Fluß der Bedingungen. Das ist die wahre Vereinigung, die ohne Zweifel in der tiefen und stillen Meditation stattfindet.
Betrachten wir den Himmel! Er durchläuft der Reihe nach die 365 Abschnitte, während der Polarstern seit alters her unbewegt verharrt. So sei auch unser Herz: Das Herz soll sein wie der Polarstern, und die Kraft soll sein wie die Gestirne.
Die Kraft kehrt zurück zum Geist, und der Geist kehrt um zur Leere. Die Leere wird eins mit dem Tao, das Tao umschließt den Willen, und dem Willen erfüllen sich alle Wünsche.
Das Kreisen des Lichts bedeutet gerade das Kreisen jenes Lichts, das ganz von Anfang an nicht umkehrbar war.
Solange Leere als Leere beobachtet wird, ist die Leere noch nicht Leere. Nur die Leere, die die eigene Leere vergißt, heißt wahre Leere.
Wenn man lange Zeit den Umlauf des Himmels betrachtet, beginnt das Herz hell zu leuchten. Es wird von selbst leer und die schuldhaften Verstrickungen lösen sich. Man wird frei vom Meer der Gegenstände. Wenn es heute Drachen und Tiger gibt, wird es morgen nur Wasser und Feuer geben, und schließlich werden die falschen Einbildungen verschwinden.
Für Menschen, die das Wahre erblicken, gibt es nichts, was nicht richtig, und nichts was nicht lebensspendend ist.
Das geheimnisvolle Wunder des Sinns besteht darin, wie aus dem Nichts das Etwas entsteht. Indem der Geist und die Kraft sich kristallisiert vereinigen, bildet sich mit der Zeit inmitten der Leere des nichts ein Punkt des wahren Feuers.
Durch äußerste Ruhe das inmitten der leeren Höhle befindliche Feuer inmitten des Wassers anfachen.
Das Kreisen des Lichts muß geübt werden. Das Kreisen des Lichts beruht darauf, daß man reinen Herzens übt und nur abwartet, bis der wahre Atem sich verfestigt.
Das Herz voll Ruhe und die Kraft voll Bestimmtheit: So ist das Fundament. Das Herz voll Vergessen und die Kraft voll Festigkeit: So entsteht die Vereinigung,
Die Vereinigung von Herz und Kraft wärmt und nährt. Klaren Herzens das Wesen zu schauen ist die Vollendung des Tao.
Lü Dsu: „Um die Welt zu retten, geize ich, aufrichtigen Herzens, nicht mit meinem Mitleid und nicht mit meinen Worten.
Wenn Wesen und Leben in den Kopf eintreten, geraten Gedanken und Bewußtsein in Vergessenheit. Wenn Gedanken und Bewußtsein in Vergessenheit geraten, dann erblickt man das ursprüngliche Wahre.
Ihr, Kinder, müßt mit aller Kraft üben. Wer den Fehler begeht, seine zeit zu vergeuden, ist bedauernswert. Läßt man einen Tag ohne Übung verstreichen, ist man schon einen Tag länger ein Dämon. Eine Übung von einem Atemzug verleiht einem einen Atemzug eher wahre Unsterblichkeit. Bemüht Euch!